Schwabsburg
Westlich von Nierstein im Kreis Mainz-Bingen liegt die Ruine der Schwabsburg. Heute lässt nur noch der Bergfried etwas von ihrer Existenz erahnen. Seine Buckelquaderverkleidung und die auf halber Höhe liegende Rundbogentür, die ursprünglich den Hauptzugang bildete, weisen auf ihre staufische Entstehungszeit hin. Untersuchungen an Holzresten (C14-Datierung) machen eine Baudatierung nach dem Jahr 1214 wahrscheinlich.
1257 erstmals urkundlich erwähnt, gehörte die kleine staufische Anlage einer Gruppe von Reichsburgen an, die den Reichsbesitz um Oppenheim und Nierstein schützen sollten.
Im Zuge der Kämpfe um den deutschen Königsthron zwischen Wittelsbachern und Habsburgern und der Doppelwahl des Jahres 1314 wurde die Schwabsburg Gegenstand der königlichen Finanzpolitik. 1375 wurde sie zusammen mit dem gesamten Reichsgutbesitz um Oppenheim an den Kurfürsten Ruprecht I. von der Pfalz verpfändet. Die Schwabsburg verlor damit ihre Bedeutung als wichtiger Stützpunkt. Während des Dreißigjährigen Krieges zerstörten die Spanier unter General Ambrosio Spinola die Burg 1620.
1799 wurde die Ruine verkauft und zum Abbruch freigegeben. Das Großherzogtum Hessen-Darmstadt übergab sie 1949 der rheinland-pfälzischen Schlösserverwaltung.
Aufschluss über das einstige Aussehen der Burg gibt ein Merian-Stich aus dem Jahr 1645. Er zeigt im Südwesten der Burg eine Zugangsbrücke. Außerdem sieht man dort noch die Ruinen einer hohen, den Bergsporn umgebenden Ringmauer, die den Wohnbau (Palas) und weitere Gebäude im Innern der Anlage schützte, und eine fast 3 Meter tiefe Schildmauer zur Verstärkung der Angriffsseite im Westen.
Der Bergfried, der noch heute eine Höhe von 22 Metern und eine Seitenlänge von 10 Metern erreicht, ist fast vollständig erhalten geblieben. Er ist mit Buckelquadern aus Kalkstein verkleidet, ein Kennzeichen aufwändiger Befestigungsarchitektur der Stauferzeit. Die einstige Wehrplattform mit Zinnenkranz und Zeltdach besteht nicht mehr. Im Turminnern führt eine moderne Stahlspindeltreppe vom alten Verlies zum ehemaligen Eingang in rund 11 Metern Höhe hinauf. Von dort gelangte man früher über eine Steintreppe zum Wehrgang, heute auf die Aussichtsplattform. Der Bergfried wurde während der Jahre 2009 – 2012 restauriert und saniert. Dabei kam man der von der UNESCO formulierten Forderung nach, dass Kulturlandschaften das „gemeinsame Wirken von Natur und Mensch“ repräsentieren sollen. Denn der Turm ist nicht nur Kulturdenkmal, sondern beherbergt als schützender Lebensraum auch Nistplätze von Dohlen und Turmfalken.
Außer dem Turm und wenigen Resten der Ringmauer hat sich eine Abortanlage erhalten.